Rom liegt im tiefsten Devon

Die letzten paar Tage haben mich zum Nachdenken gebracht. Ich machte einen kleinen Ausflug nach Devon, um ein paar Freunde zu treffen, die mir netterweise angeboten hatten, mir bei einer Wanderung das Moor zu zeigen. Es fing alles an, wie es sollte, traf meine beiden Wanderkumpels Martin und Steve, und wir verließen den Parkplatz in guter Stimmung und plauderten uns unseren Weg die Hügel hoch und runter. Dartmoor ist ein wundervoller Ort und ich lernte einiges über die Zinnminen, die es hier bis in die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts gab. Man kann die Überbleibsel der Gebäude immer noch sehen, wenn man weiß wonach man Ausschau halten muss. Es gibt auch viele „tors“ auf den Hügel-Gipfeln, große freistehende Felsformationen. Als wir uns am Ende auf dem Weg ins Dorf hinunter ein klein wenig verirrten, meinte Martin treffenderweise „Alle Straßen führen nach Rom.“, und wir fanden ohne Probleme zurück.

 

 

„Alle Straßen führen nach Rom.“

Im Dorf gingen wir geradewegs in den örtlichen Pub für ein Bier und verabschiedeten uns kurz danach. Die Jungs verließen den Pub und ich ging zur Bar um mir noch ein Pint zu holen, als Steve zurück kam und mir sagte, dass einer meiner Reifen platt war. Das ist etwas, das man nicht unbedingt mitten im Dartmoor ohne Handyempfang erleben will, noch weniger, wenn das örtliche Münztelefon keine internationalen Anrufe zulässt, dein Abschleppdienst aber in Deutschland ist und du nur die deutsche Notrufnummer hast. Aber du hast Glück, wenn du Menschen triffst und kennst, die dir ohne zu zögern helfen. Innerhalb von Minuten wurde alles für mich geklärt und in die Wege geleitet. Steve fuhr mich auf einen Hügel, von wo aus ich den ACE anrufen konnte, brachte mich zurück in den Pub, wo sie in der Zwischenzeit meinen Geldbeutel gefunden hatten. Ich hatte ihn in der all der Aufregung dort einfach liegen lassen, und es erst bemerkt als ich wieder im Pub war. Dort wartete ich dann, bis der englische Pannendienst kam. Es dauerte ein Weile und ich konnte mein Telefon ja nicht benutzen, aber ich hatte WiFi, also schrieb ich einer Freundin die in Deutschland war, und sie rief nochmal beim ACE an und konnte mir bestätigen, dass sich gekümmert wurde

 

„Rom wurde nicht an einem Tag erbaut.“

Kurz danach erschien Marc, der superfreundliche Typ vom englisches RAC Breakdown Cover und brachten mein Ersatzrad an. Steve und Martin hatten es zuvor schon versucht, aber das Rad war irgendwie über die Jahre ins Auto festgerostet und sie konnten es ohne Spezialwerkzeug nicht lösen. Ich war nicht sicher, ob Marc es schaffen würde, aber er meinte nach einigen Minuten des Herumzerrens: „Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Ich verspreche dir, es wird sich lösen.“ Und das tat es natürlich auch, und das Auto war innerhalb kurzer Zeit wieder fahrbereit. Wir hatten zusätzlich ein sehr nettes Gespräch dort auf dem Parkplatz.

 

So war Rom zu meiner Konstante des Tages geworden, in Verbindung mit einer riesigen Welle der Freundlichkeit, die mich an dem Tag überrollte. Ich fühlte und fühle immer noch so viel Dankbarkeit, dass ich es kaum in Worten ausdrücken kann. Dies war definitiv ein denkwürdiger Tag und eine Erinnerung daran, dass man rausgehen sollte und mit anderen Menschen zusammen kommen, letzteres ist etwas, was ich manchmal vergesse, weil ich so gerne alleine unterwegs bin. Ein Hoch auf Rom, gute Freunde, alte und neue, und auf das aufregendes Leben auf der Straße, das ohne sie nicht möglich wäre.